Studien- + Kulturreise

Denn nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen (Hermann Hesse)

Trier, Deutschlands älteste Stadt im Rang des Weltkulturerbes

Mittelalterliche Chronisten nahmen an, dass Trier schon 1300 Jahre vor Rom gegründet worden und damit die älteste Stadt Europas sei. Eine Stadt im heutigen Sinne wurde Trier, als die Römer zur Zeit des Augustus sie um 16 v.Chr. im Lande der Treverer, eines keltischen Volksstammes, gründeten. 285 wurde Trier römische Kaiserresidenz. Im 5. Jh. von den Franken erobert, kam Trier bei der karolingischen Reichsteilung 870 zum ostfränkischen Reich und wurde deutsche Stadt. Nach abermaliger Zerstörung im Jahre 882 durch die Normannen führte die Marktgründung von 958 die Stadt zu neuer Blüte. Um 1200 wurden die Trierer Erzbischöfe Kurfürsten des Deutschen Reiches. Aus der langen Reihe der Kurfürsten ragte Erzbischof von Balduin von Luxemburg 1307 – 1354 hervor, der die Wahl seines Bruders zum deutschen König und Kaiser Heinrich VII., bewirkte. Ende des 18. Jh. verließ der letzte Kurfürst, Clemens Wenzeslaus den Kurstaat. Preußen übernahm 1815 mit den Rheinlanden auch den linksrheinischen Teil des Trierer Kurstaates.

Zwischen Porta Nigra und Amphitheater befinden sich viele Sehenswürdigkeiten. Weit über Trier hinaus bekannt ist die Porta Nigra selbst, das größte und am besten erhaltene römische Stadttor aus dem 2. Jh. n. Chr. Mehrere Ruinen erinnern noch an die römische Geschichte in Trier: das Amphitheater aus der Zeit um 100 n. Chr., damals Schauplatz für Gladiatoren- und Tierkämpfe, die Kaiserthermen, eine ehemalige Badeanlage aus dem 4.Jh., die Viehmarktthermen aus dem 3. Jh. und die Barbarathermen, eine antike Badeanlage aus der Zeit um 150 n. Chr.

Das Simeonsstift aus der Mitte des 11. Jh. besitzt den einzigen doppelgeschossigen frühromanischen Kreuzgang in Deutschland. Das Alter des Hauptmarktes wird durch das Marktkreuz von 958 bezeugt. Hier steht die Marktkirche St. Gangolf aus dem 15. Jh., die Steipe, ein nach seinen Pfeilern benanntes Gebäude, und das Rote Haus. Es trägt die berühmte Inschrift „Ante Romam Treviris steti annis mille trecentis“ (Vor Rom stand Trier 1300 Jahre). Der Dom, die älteste deutsche Bischofskirche, basiert auf einem römischen Kernbau aus der 2. Hälfte des 4. Jh. Der Kreuzgang, die Heiligtumskammer mit Domschatz und die Heilig Rock Kapelle sind ebenbürtig zu bewundern. Eine der frühesten gotischen Kirchen Deutschland ist die Liebfrauenkirche. In der Brückenstraße erreicht man das Geburtshaus von Karl Marx zum Leben und Werk des 1818 hier geborenen Mannes. Die Kirche St. Paulin nach Entwürfen von Balthasar Neumann. Die Deckengemälde mit Darstellung der Trierer Märtyrergeschichte stammen von Christoph Scheffler. In St. Matthias befindet sich der Sarkophag des gleichnamigen Apostels, das einzige Apostelgrab nördlich der Alpen. Die Trierer Römerbauten sowie Dom und Liebfrauenkirche gehören seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Bad Aachen, deutsche Krönungsstadt mit Welterbestatus!

Der heutige Ausflug unserer Exkursionswoche führt uns zu einer der geschichtsträchtigsten Städte Deutschlands, nach Bad Aachen, von dessen mittelalterlichen Befestigungsanlage das Marschiertor, das Ponttor, der Marienturm, der lange Turm, der Pfaffenturm, der Lavastein am Boxgraben und der Rundturm am Kaiserplatz erhalten geblieben sind. Das Theater mit seinem klassizistischen Säulenportikus, 1825 von Baumeister Schinkel errichtet, steht mit dem Elisenbrunnen, dem Wahrzeichen Aachens, ebenso auf unserem Besuchsprogramm. Auf dem Marktplatz erhebt sich eines der besonderen Baudenkmäler des christlichen Abendlandes: der Dom, der 1978 als erstes deutsches Bauwerk in die Liste der UNESCO-Weltkulturgüter aufgenommen wurde. An den karolingischen Kuppelbau der Pfalzkirche Karls des Großen, das Herzstück des Domes, fügt sich der gotische Chor an. Auf der Empore steht der Marmorthron Kaiser Karls, den von 936 bis 1531 die in Aachen gekrönten Könige nach altem Brauch bestiegen. Im Abschluss der gotischen Chorhalle befindet sich der goldene Karlsschrein mit den Gebeinen Karls des Großen, eines der Hauptwerke der Goldschmiedekunst aus Staufischer Zeit. Die Domschatzkammer birgt einen der kostbarsten und bedeutendsten Kirchenschätze nördlich der Alpen, unter anderem das Lotharkreuz und den Marienschrein, in dem die Aachener Heiligtümer aufbewahrt werden.

In der Nähe des Doms, am Fischmarkt, befindet sich das älteste Rathaus der Stadt. Die baulich wertvollen Schauseiten zeigen die Standbilder der sieben Kurfürsten. Ein Besuch im Krönungssaal des oberen Stockwerks, der die Tradition des altertümlichen Saales bei den Krönungsfeierlichkeiten fortsetzte, ist zu empfehlen. Vor dem Rathaus, dessen Fassade mit den Standbildern der in Aachen gekrönten deutschen Herrscher geschmückt ist, steht der Karlsbrunnen mit dem Standbild Karls des Großen. Zwischen Dom und Rathaus liegt der Katschhof, einer der geschichtlich bedeutsamsten Binnenhöfe Deutschlands. Indessen befinden sich unter den zahlreiche Brunnen und Zierdenkmäler der für Aachen typische „Klenkes“ am Holzgraben oder das Kongress-Denkmal, welches an den Monarchen-Kongress 1818 erinnert, ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der westlichsten Großstadt Deutschlands. Bei unserem geführten Rundgang durch die Altstadt mit ihren Bürgerhäusern und Gassen lernen wir viel Neues und bisher unbekanntes kennen, lassen uns von Aachen inspirieren.

Unablässige Starkregenfälle im Bereich der Rur, einschließlich der 10 Nebengewässer, führten in den 1920er Jahren häufig zu verheerenden Überschwemmungen, einhergehend mit Schäden an Bauwerken und teilweise totale Ernteausfällen in der Landwirtschaft. Zur Regulierung der Wasserstände ersannen die Verantwortlichen den Bau einer Talsperre. An der engsten Stelle, im Bereich Hasenfeld, errichtete man 1938 einen Staudamm der nach einigen Erweiterungen inzwischen eine Höhe von 77 Metern misst. Mit Ausschöpfung des Stauendziels können in diesem schmalen, inklusive aller Seitentäler, Landzungen und Windungen, 22 Kilometer langen Tal, auf einer Wasserfläche von 8 Quadratkilometer etwa 203 Millionen Kubikmeter Wasser gestaut werden. Damit liegt sie auf Rang zwei der größten Talsperren der Bundesrepublik.

Genießen Sie indessen dieses ländliche Idyll vom Wasser aus. Die Rursee Schifffahrt mit ihrer weißen Flotte betreibt auf Schwammenauel die beiden Fahrgastschiffe „Stella Maris“ und „Aachen“ und auf dem Obersee die geräuscharmen Schiffe „Seensucht“ und „Eifel“ jeweils mit Elektroantrieb. An Deck lassen sich viele herausragende Naturphänomene des Rurstausees mit dauerhaft landschaftsprägendem Charakter beobachten. Beispielsweise die bewaldete Insel Eichert mit ihrer höchsten Stelle 317,5 m ü.NN. Sie erhebt sich als Ausläufer des 333 Meter hohen Tonsbergs auf der gleichnamigen Halbinsel, auf dessen Gipfel eine Burgwüstung als Kulturdenkmal unter Schutz gestellt wurde.

Indessen fällt die benachbarte Halbinsel Eschauel auf der Nordseite des Rursees positiv ins Auge. Je nach Wasserstand kann diese schmale Landzunge auch zu Fuß betreten werden. Etwa 500 m südwestlich dieser Insel befindet sich bei maximalem Wasserstand ein wenige Meter hohes und entlang seiner Mittellinie gemessen rund 100 m langes Eiland, welches als Ausläufer der Eschauel-Halbinsel bezeichnet werden kann. Zahlreiche Fels- und Landsporne insbesondere im südlichen Bereich, ragen in unterschiedlicher Länge und Ausdehnung in die Wasserfläche hinein. In nördlicher und westlicher Richtung begegnet der geneigte Naturbeobachter auch einigen Siedlungen, entschlummerte Dörfern und beschauliche Erholungsflächen. Die Gesamtheit aller Landschafts- und Natureindrücke versetzt uns in Gedanken in eine Welt, mit der man versöhnlich auf DU und DU lebt.

Wie auch immer, am Talschluss, im Bereich Rurberg, musste, um die Höhenunterschiede des Geländes auszugleichen, der Paulshof Staudamm errichtet werden. Der daran anschließende, sogenannte Obersee, verzweigt in südlicher Richtung ins obere Rurtal bis zum Ort Einruhr und südöstlich zur mäandrierenden Urfttalsperre. Sei`s drum, aus diesem Oberseekomplex werden mehr als 1 Million Menschen in der Region Aachen mit kostbarem Trinkwasser versorgt.

Grüne Energie aus dem ersten Speicher Wasserkraftwerk von 1905, Heimbach

Das Urftkraftwerk wurde im Verbund mit der Urfttalsperre gebaut und am 8. August 1905 in Betrieb genommen. Infolge der herausragenden Ingenieurleistung beim Bau des Kermeterstollens, fließt das Wasser der Urfttalsperre durch zwei Druckrohre zu den Turbinen des Kraftwerks in Heimbach. Mit einem Gefälle von 67 Höhenmeter und einer Wassermenge von 16 Kubikmeter pro Sekunde, erzeugte die Anlage eine Leistung von 12 Megawatt Strom und war damit das größte Speicher-Wasserkraftwerk Europas.

Die gesamte Anlage befindet sich in einem historischen Jugendstil-Gebäude des Architekten Georg Frentzen, das wegen seiner vollständigen Erhaltung besonders sehenswert ist. Repräsentativer Blickfang im Inneren ist die Ausführung der Leitwarte zur Steuerung der Generatoren. Der Innenraum der Maschinenhalle wird von Eisenbinderkonstruktionen frei überspannt. Das Prunkstück ist eine Schaltanlage mit Marmortafeln in Mahagonigehäusen.

Der legendäre Regierungsbunker, den die Wenigsten kennen

Der Ausweichsitz der NRW-Regierung war ein geheimer Atombunker in Urft. Bei einem Atomkrieg sollten darin der Ministerpräsident und 200 Experten Schutz suchen und die Regierungsgeschäfte weiterführen. Mit den Planungen wurde 1962 begonnen. Der Bunker wurde zu Betriebszeiten stets geheim gehalten.

Den Bewohnern der Umgebung wurde erklärt, es handele sich um ein Wasserwerk oder um ein Warnamt. Im Jahre 1993 wurde der im Ursprungszustand erhaltenen Bunker aufgegeben und an einen privaten Eigentümer, den Schwiegersohn des Bunker-Hausmeisters, verkauft.

Historische Voll-Tuchfabrik im Vorführbetrieb

Das LVR-Industriemuseum Euskirchen mit der Tuchfabrik Müller zeigt eine vollständig erhaltene Volltuchfabrik mit einem Maschinenpark aus dem frühen  20. Jahrhundert. Wesentliche Produktionsschritte werden mit den historischen Maschinen im Vorführbetrieb gezeigt.

Die Tuchfabrik Müller arbeitete mit einem Maschinenbestand aus der Zeit um 1900 bis zur Schließung 1961. Der Besitzer Kurt Müller sah sich Anfang der 60er Jahre gezwungen, die Produktion einzustellen, weil er nicht mehr genügend Aufträge bekam. Er hegte aber die Hoffnung, dass er die Fabrikation wieder aufnehmen könne und erhielt die gesamte Fabrikeinrichtung – so wie sie am letzten Betriebstag verlassen wurde. Mit der Zeit verfiel die Anlage in einen „Dornröschenschlaf“, der gut 20 Jahre dauerte.

Vier rechtsrheinische Besonderheiten mit Pfiff!

Mit der historischen Drachenfelser Zahnradbahn fahren wir von Königswinter zum sagenumwobenen Drachenfels (321m.ü.NN). An der Bergstation können wir vom Aussichtsplateau den einzigartigen Blick zum Siebengebirge, Bonn und Köln und über das herrliche Rheintal bis zur Eifel genießen.  Auch eine Führung durch das Schloss Drachenburg steht auf unserem Besucherplan. Schloss Drachenburg ist ein schlossartiges Anwesen auf dem Drachenfels in Königswinter, dessen Grundstein im Jahre 1882 gelegt wurde.

Es wurde in Rekordzeit von 1882 bis 1884 in historistischem Stil (v.a. Neoromanik) als repräsentativer Wohnsitz für den Börsenmakler, Bankier und späteren Baron Stephan von Sarter gebaut, der jedoch nie das Schloss bewohnte. Nach dessen Tod war das Schloss mehreren Nutzungswandeln ausgesetzt. Am Nachmittag besuchen wir das Bundeskanzler Adenauer Haus in Rhöndorf. Es ist seit 1978 eine Gedenkstätte. Untergebracht ist sie in und um das frühere Wohnhaus des 1. Kanzlers. Sie ist die älteste der heute fünf Politikergedenkstiftungen in Deutschland und eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten im Siebengebirgsraum.

Es ist besser,
einmal etwas selbst zu sehen und zu erleben,
als tausendmal davon zu hören

(aus Asien)

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